César Keiser
4.04.1925 - 25.02.2007
Ein Nachruf
Von Hubertus Molln (2007-02-27)
Er gehörte zum Besten, was das Kabarett in der Schweiz zu bieten hat. Mehr als 40 Jahre prägte er es. Der Ces, wie er in der Schweiz liebevoll genannt wird, hatte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Zeichenlehrer an der Kunstgewerbeschule in Basel absolviert und schon damals Sketche und Texte geschrieben und im Studentenkabarett Kikeriki mitgewirkt.
Er war schon gut, als er in den 1940er Jahren begann. Das erkannten Kollegen, die bereits ein Standing hatten. Folgerichtig holte ihn das Zürcher Kabarett Federal 1951 ins Ensemble. Dort lernte er die drei Jahre jüngere Tänzerin und Schaupielerin Margrit Läubli kennen und lieben. Sie heirateten und bekamen zwei Söhne.
Zuvor aber machte sich Keiser als Reisekorrespondent auf den Weg in den Nahen Osten, drehte danach als Regisseur Werbefilme und trat ab 1962 fast ausschlieβlich mit Gattin Margrit in selbst geschriebenen, selbst inszenierten und selbst vorgetragenen Theater- und Kabarettproduktionen auf.
Das Paar deckte unter rigorosem Abrufen seines Könnens die ganze Bandbreite des Genres ab, nahm sich und die Eidgenossen spitzfindig in die Zange, wies mit dem Finger auf die Betulichkeit und soziale wie politische Bigotterie des schweizerischen Establishments, und zerlegte ein ums andere Mal Idyllen. Am liebsten und wirksamsten in Rätoromanisch.
Besonders geliebt wurde ihre Opus-Reihe, von der es das erste Opus 1962 gab. Keiser hatte aber auch ein Gespür für das Volkstümliche seiner Landsleute und brachte es zwischen allem Sarkasmus und oft deutlicher Ironie in seinen Aufführungen mit ein.
Keiser/Läubli haben eine Menge Preise erhalten, zum Beispiel den Cornichon der Oltener Cabaret-Tage (1990), den Salzburger Ehrenstier in Leipzig (1999). und Auszeichnungen, etwa von der Literaturkommission von Kanton und Stadt Zürich (1967, 1968, 1982). Vor allem aber waren ihre Vorstellungen stets voll besucht.
In den 45 Jahren ihres gemeinsamen Wirkens sind Keiser und Läubli zusammengewachsen wie Siamesische Zwillinge. Sie waren eins, haben sich gegenseitig in ihrer Kreativität befruchtet und ergänzt, und ohne Lehrmeister-Attitüde waren sie Vorbilder, gar Helden für viele, vor allem für die nachgeborenen Generationen schweizerischer KabarettistInnen.
Aber auch für Wegbegleiter. So Emil Steinberger, der Mitte der 1970er Jahre in Deutschland als Emil bekannt geworden war. Im Schweizer Fernsehen bekundete er gestern seine tiefe Betroffenheit ob des Ablebens von Ces Keiser und betonte dessen Bedeutsamkeit fürs Kabarett.
Die Abschiedstournee, die im März beginnen sollte - während der Ces und Margrit bei sieben Auftritten innerhalb der Schweiz noch mal alles gegeben hätten - ist nach jetzigem Stand obsolet. Ohne Ces keine Tournee. Davon muβ - leider - ausgegangen werden.
Der Tod von Ces Keiser am vergangenen Sonntagmorgen - abgetreten sei er, wie man in diesem Genre auch sagt - kam vielleicht nicht unerwartet, aber dann doch plötzlich.
Er hat der Schweiz zusammen mit seiner Gattin ein gewaltiges Œvre hinterlassen. Einige mögen vielleicht froh sein, daβ sie nicht mehr Gegenstand seines Wirkens sind. Die meisten aber trauern.
© Hubertus Molln
© GeoWis (2007-02-27; 16:57:45)
© Fotos: Homepage Ces Kaiser/Margrit Läubli