"Keinerlei Panik"
Klaus Denart, Mitbegründer des Hamburger Outdoor-Ausrüsters Globetrotter, hat seine Autobiographie mit Schwerpunkt aufs Reisen vorgelegt.
Von Tom Geddis (2011-05-26)
Wer durch die Welt reist, hat meist etwas zu erzählen. Der gemeine Tourist ebenso wie der Geschäftsreisende, der Studienreisende, der Forscher oder der Weltenbummler. Letzterer wird allgemein als Globetrotter bezeichnet und stellt eine besondere Spezies unter den Reisenden dar. Sie taucht normalerweise in die bereiste Region ein, nimmt Kontakt mit Einheimschen auf, lässt sich auf lokale oder regionale kulturelle Eigenheiten ein und reist in Bezug auf das Notwendige extrem kostenbewusst.
So einer ist Klaus Denart, Jahrgang 1942, Mitbegründer des in Hamburg ansässigen Outdoor-Ausrüsters Globetrotter, Freund des Konditormeisters und Survival-Outdoor-Spezialisten Rüdiger Nehberg und des in arktischen Sphären unterwegs und auf Rekorde aus gewesenen Eismanns Arved Fuchs. Denart, Afrika-affin, hat nun, im Alter von 69 Jahren, auf 380 Seiten seine (Reise-)Autobiographie unter dem Titel Mr. Globetrotter vorgelegt.
Das Hardcover mit Schutzumschlag und einer Fotostrecke im Mittelteil bietet nicht unbedingt das, was heutzutage als spannend in diesem Genre gilt. Sicherlich kann man nicht stets das erwarten, was etwa Robert Young Pelton, Coskun Aral und Wink Dulles auf ihren Reisen widerfahren war und die Autoren zum Verfassen unvergleichlicher Reiseliteratur veranlasste (The World's Most Dangerous Places; 1998).
Vielleicht kann man auch nicht erwarten, dass in einer Reise-Autobiographie grundsätzlich spannende Elemente vorkommen. Doch wenn es diese stes relativen spannenden Elemente im Leben eines Reisenden gegeben hat und der sie auf 380 Seiten aufschreibt, dann wünscht man sich nicht nur, sondern erwartet auch, dass sie gefälligst hinreichend spannend beschrieben und nicht nur anekdotisiert werden, wodurch sie letztlich im Orkus des Langweiligen zu verschwinden drohen.
Klaus Denart, der bereits 1954 mit dem Reisen begann, indem er eine Fahrradtour mit seinem Cousin nach Schweden unternahm, und in den folgenden 55 Jahren viel unterwegs gewesen war, vorzugsweise in Afrika, dem Nahen und Mittleren Osten, ein wenig in Lateinamerika und Asien, immer wieder auch in Skandinawien, bringt es fertig, seine durchaus spannenden Erlebnisse in einer Weise zu beschreiben, die beim Leser ein enormes Gähnen versursachen können.
Wie kann das sein, hat der Mann laut Buch doch tatsächlich so manches Abenteuer erlebt? Die Antwort ist recht einfach: Denart ist wenig in der Lage, dem Leser Bilder im Kopf zu verschaffen. Er benutzt eine dahinplätschernde Sprache, verwendet Phrasen und Redensarten, die dem darauf folgenden Inhalt abträglich sind und ihm jede Spannung nehmen. Häufig wirkt es wie monologische Plauderei.
So nivelliert Denart eine lebensgefährliche Situation des Ertrinkens, indem er schreibt: "Ein Mann will nach oben." Dieser Phrase folgt dann widersprüchlich: "Dabei spürte ich keinerlei Panik, stellte nur lapidar fest, dass ich in der Falle saß und es definitiv keinen Ausweg gab", um dann wenig später zu konstatieren: "(...) was für ein erbärmliches Ende, dachte ich, so ohnmächtig wie eine Fliege (...)".
Weitere Phrasen in Denarts Buch (Auswahl unvollständig): "Guter Rat war teuer"; "Ich war so Feuer und Flamme"; "Heute hier, morgen dort"; "Fiete gelangten unglaublich schöne Aufnahmen"; "(...), dass Neptun vor Schreck in den Südatlantik flüchtete." Dass das Lektorat die Phraseologie des Autors durchgehen ließ, ist erstaunlich.
Manchmal aber ist es Denart gelungen, textlich zu visualisieren und Kurzweil zu verbreiten. So in den Kapiteln "Danakil - die heißeste Wüste der Erde", "Zu Fuß durch den Urwald Mittelamerikas" und "Mit zwei kleinen Kindern kreuz und quer durch Afrika". Die Metaphern sind stimmig und das Deskriptive verfängt.
© Tom Geddis
© GeoWis (2011-05-26)
Klaus Denart: Mr. Globetrotter. Meine Reisen, mein Leben. Hardcover mit Schutzumschlag, 380 S.; ISBN 978-3-424-15081-0. 1. Auflage, März 2011, Irisiana, München.