Viel Rost am Ei
Der einzige noch im Ruhrgebiet verbliebene Barkhausen-Wasserturm Lanstroper Ei soll ab Frühjahr 2013 endlich saniert werden.
Von Jochen Henke (2013-01-08)
18 Meter hoch, 14 Meter Durchmesser, 2000 Kubikmeter Fassungsvermögen, 60 Meter Gesamthöhe, rund 180 Tonnen Gesamtgewicht - so die Kennzahlen des 1980 außer Betrieb gesetzten Wasserturms im Dortmunder Ortsteil Grevel, der auf Grund seiner Nähe zum Ortsteil Lanstrop, wie Grevel im äußersten Nordosten der Westfalenmetropole gelegen, als Lanstroper Ei bezeichnet wird.
Das 1904/05 von der Dortmunder Firma August Klönne für die Städtischen Gas- und Wasserwerke Unna entworfene Bauwerk, das für die Wasserversorgung mit ausreichendem Druck in den Ortsteilen Lanstrop, Derne und Mengede, sowie für Teile der Stadt Lünen (Kreis Unna) und die damals anrainenden Zechen der Harpener Bergbau Actiengesellschaft vorgesehen war, war seit seiner Außerbetriebnahme immer wieder Streitgegenstand.
Mehrfach hat die Konstruktion den Besitzer gewechselt. Mal war eine gastronomisch-touristische Attraktion für das Ei vorgesehen, mal gar nichts, mal Dekonstruktion. 1997 gründete sich ein Förderverein, der sich für den Erhalt des Turms stark machte, dessen - inzwischen viel Rost aufweisende - eiförmige Konstruktion als Barkenhausen bezeichnet wird. Diese Konstruktionsart findet sich kein Zweitesmal mehr im Ruhrgebiet.
Kontroversen gab es bereits vor dem Bau des Turms. Gemäß der Info-Tafel am Gelände (Rote Fuhr) war er lediglich auf Druck des Bergwerkdirektors Robert Müser gebaut worden. Müser habe sich mehrfach bei den Wasserwerken beschwert, dass es keinen ausreichenden gleichmäßigen Wasserdruck für seine Dampfkessel und die Waschkauen gebe. Wie es heißt, habe er den Wasserwerken gar mit Kündigung der Lieferverträge gedroht.
1906 wurde der Turm errichtet und befriedigte nicht nur Müsers Anliegen, sondern verbesserte zugleich die Situation in den Haushalten und steigerte die Lebensqualität der lokalen Bevölkerung. Der konstante Wasserdruck bedingte, dass Toilettenspülungen und Wasserhähne in die Haushalte und Wohngebäude Einzug erhielten.
Nun soll das alte Gerippe mit Ei, das zur Dortmunder Kulturroute gehört, saniert werden. Die NRW-Stiftung will sich mit einer Viertelmillion Euro an den geschätzten Kosten von zwei Millionen beteiligen. Den größten Anteil bringt die Stadt auf. Angesichts der überschaubaren Sanierungsaufgabe ist nicht damit zu rechnen, das die Kosten wie bei jüngsten Landmarkenprojekten wie dem Dortmunder U oder den noch unvollendeten nationalen Peinlichkeiten Stuttgart 21, Elb-Philharmonie(Hamburg) und Berlin-Brandenburgs Großflughafen aus dem Ruder laufen. Zumindest dann kaum, wenn man mit Tariflöhnen für Fachleute kalkuliert hat und auf Wanderarbeiter verzichtet.
Am Ende soll das Lanstroper Ei ein Ausflugsziel werden, doch mit nicht allzu viel Trubel in diesem lokalen ländlichen Raum, der unmittelbar als Agrarfläche genutzt wird. Die Trägerkonstruktion des Turms ist zwar jetzt noch gelegentlich Aussichtsstation für manchen Graureiher vom nahegelegenen Lanstroper See, doch auch die Naturschutzverbände Dortmunds sehen in den auf zwei Jahre angelegten Sanierungs- und Restaurationsarbeiten "kein Problem" für die kleinräumliche Umwelt, wie Erich Kretschmar, 1. Vorsitzender des Naturschutzbundes (Sektion Dortmund), gegenüber GeoWis äußerte.
© Jochen Henke
© GeoWis (2013-01-08)