Frühe Helden
Die 1980er Jahre stehen im Ruf eines verlorenen Jahrzehnts, in dem pop-rock-musikalisch kaum Herausragendes auf den Markt gekommen sei. GeoWis stellt Ihnen in den folgenden Wochen einige Alben vor, die dieser Einschätzung widersprechen. Teil 1: The Cars.
Von Uwe Goerlitz (2013-04-14)
Was für die 1980er Jahre in der Pop- und Rockmusik zu erwarten gewesen war, deutete sich Ende der 1970er an. Punk galt als Auslaufmodell, Rock als sterbende Kategorie. Vorschnell verbreitete unsinnige Meinungen, wie man heute weiß. Als überholt galten allenfalls die Supergroups der 1970er, die von der New Wave abgelöst wurden. Unter dieses Rubrum fiel dann plötzlich nahezu jede Band, die aufhorchen ließ.
Auch die aus Boston stammenden The Cars, frühe Helden des Kommenden, die mit ihrem gleichnamigen Album im Juni 1978 ein Debüt hinlegten, das längst als Klassiker gilt. Ric Ocasek (Lead Vocals, Rhythm Guitar), Kopf der Band, hatte schon 1976 David Robinson (Drums, Percussion, Syndrums, Backing Vocs), Elliot Easton (Lead Guitar, Backing Vocs), Greg Hawkes (Keyboards, Percussion, Sax, Backing Vocs) und Benjamin Orr (Bass, Backing Vocs) um sich geschart und blieb bis 1988 mit ihnen zusammen. Es folgten Soloprojekte, mit denen Orr, der im Jahr 2000 verstarb, bereits vor der Auflösung der Band begonnen hatte.
Zwei Dinge ließen das Album zum bis heute erfolgreichsten der Band und zu einem der herausragendsten seiner Zeit werden. Zum Einen das Cover, das eine fröhliche junge Frau mit einem strahlend weißen Gebiss, signalrotem Lippenstift und ebenso roten Fingernägeln zeigt, die ein transparentes Kunststofflenkrad geradezu sanft umfasst. Das Model ist Natalya Medvedeva, das damals in Los Angeles lebte und 2003 mit knapp 45 an einem Herzinfarkt starb.
Zum Anderen sind es die Songs. Schon das Eingangsstück Good Times Roll weist darauf hin, dass abseits der Helden des Punks und Rocks eine neue Welle angeschubst würde, die bei den Cars im Kern satten Rock mit Synthi-Einsatz und bewährten Grundsätzen - Rhythmus, Refrain - bedeutete. In den Folgestücken kamen die für potenziellen Erfolg so wichtigen Grundsätze mit Bravour zum Einsatz.
My Best Friends Girl, das ein Allerwelts-Beziehungsthema - Kumpel geht mit der Freundin seines besten Kumpels fremd - behandelt, mit dem sich Teens und Twens identifizieren können, folgt diesem Prinzip und avanciert genauso zum Hit wie Just What I Needed, You’re All I’ve Got Tonight und Bye Bye Love.
Nicht alle Songs sind tauglich fürs Radio, gerade jene nicht, die richtig rocken. Wie beispielsweise You’re All I’ve Got Tonight. Doch in den Klubs und Diskotheken legten die Deejays sie gnadenlos auf und füllten die Tanzflächen. Das trifft auch auf Moving In Stereo und It’s All Mixed Up zu. Während Moving In Stereo mit einem langsamen Groove daherkommt und eine Zustandsbeschreibung des seinerzeitigen Lebensgefühls nebst unerfüllter Träume der Jugend zum Ausdruck bringt, geht It’s All Mixed Up ungleich rockiger und nahtlos auf das Chaos in Beziehungen ein.
Mit diesem Debüt, an das keines der späteren Alben der Band mehr heranreichte, treffen The Cars einen universellen Nerv, der durch Elliot Eastons Lead-Gitarre, die auf It’s All Mixed Up zu voller Entfaltung kommt, maßgeblich berührt wird.
© Uwe Goerlitz
© GeoWis (2013-04-14)
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