Momentaufnahmen oder Trends?
Folgt man aktuellen Umfragen vom August 2013, zeigt der Trend für die Linkspartei nach oben, für die Grünen/Bündnis 90 und die SPD nach unten. Selbst Merkels CDU und Seehofers CSU schwächeln.
Von Hubertus Molln (2013-08-30)
Monatelang hat sich die Linkspartei (Die Linke) je nach Umfrage-Institut zwischen sechs und sieben Prozent bewegt. Neuerdings weisen drei der großen fünf Demoskopen nach oben gegangene Werte für die Sozialisten aus. Bei Forsa (Dortmund) kamen sie auf zehn Prozent (20.08.), bei der ARD (23.08.) auf neun und bei TNS-Emnid (Bielefeld; 25.08.) auf acht. Lediglich das ZDF (Mainz; 22.08.) und Allensbach (München; 21.08.) sehen sie bei sieben Prozent.
Während gegenwärtig die Grünen/Bündnis 90 geradezu einen Absturz erleben - von 24 Prozent im Juni 2011 auf gerade noch elf (beide Erhebungen: ARD) - und die SPD konstant unter 25 Prozent Zustimmung erhielte, scheint sich bei der Linken ein Trend nach oben nicht nur abzuzeichnen, sondern auch zu stabilisieren.
Unterdessen dümpeln die Liberalen inzwischen, glaubt man den Umfragen, an der Fünf-Prozent-Hürde, was gegenüber den Vorjahren schon als beachtlich registriert werden kann, nachdem sie nach der Bundestagswahl 2009 (14,6%) regelrecht abgestürzt waren und seitdem lange zwischen zwei und drei Prozent Zustimmung zu verkraften hatten.
Ähnlich rasant nach unten ging es für die Piratenpartei, die im Frühjahr 2012 noch Werte zwischen neun und 13 Prozent aufgewiesen hatte, mittlerweile jedoch im Mittel bei drei Prozent krebst. Beider Parteien Absturz ist im Kern mit deren radikaler Klientelpolitik, innerparteilichen Machtkämpfen, desolaten Personalentscheidungen und lange irrlichternden Vorsitzenden oder Geschäftsführern (z.B. Piraten: Ponader) begründbar.
Selbst bei der Linken (2009: 11,9%) gab es manche Querelen ums Spitzenpersonal, doch offenbar sehen die überzeugten Sozialisten Deutschlands ihr das nach, zumal sie in anderen Parteien, etwa der SPD oder den Grünen, wohl keine überzeugenden Figuren, geschweige denn Argumente oder Politik erkennen, die auf eine andere als die seit Jahrzehnten geltende innen- wie außenpolitisch verfolgte Doktrin abzielen.
Sollte der nach oben zeigende Trend der Linken sich bei den Bundestagswahlen in gültigen Wählerstimmen niederschlagen, käme die SPD, so sie denn einen politischen Wandel für Deutschland will, nicht umhin, mit ihr Koalitionsgespräche zu führen. Sollten die Grünen/Bündnis 90 gar weniger Zustimmung als die Linke erhalten, entstünde hingegen eine völlig neue Situation.
Dann, vorausgesetzt, die FDP kommt nicht ins Parlament, müssten Merkels CDU und Seehofers CSU auf die bürgerlichen Grünen zugehen, um eine Koalition aus Schwarz, Blau und Grün für ihren Machterhalt basteln zu können. Die Sozialdemokraten hätten dann zwar das Nachsehen, könnten sich aber Nachhilfe in Sachen Sozialdemokratie und Sozialismus von der Linken geben lassen.
© Hubertus Molln
© GeoWis (2013-08-30)