Bondage im Schwarzwald
Bei Aldi-Süd sollen Auszubildende misshandelt worden sein.
Von Jochen Henke (2013-09-21)
Bisher ist der Lebensmittel-Discounter ALDI, der auch jede Menge Nicht-Essbares verkauft, etwa PCs, Schuhe, Elektrogeräte oder Winterhandschuhe, dadurch aufgefallen, dass er seinen Filialleitern rigorose Vorgaben zu Umsatzzielen macht. Das ist hinlänglich bekannt. ALDI-Kassiererinnen werden nach Schnelligkeit beurteilt und müssen, wenn gerade nichts los an der Kasse ist, Regale füllen. Auch das weiß man mittlerweile.
Nun berichten mehrere deutsche Medien, etwa der Radiosender WDR 2, dass in einem Warenlager von ALDI-Süd in Mahlberg, Schwarzwald, unweit von der Gemeinde Ettenheim, Auszubildende von Vorgesetzten misshandelt worden seien. Sie seien mit Frischhaltefolie an Pfosten gefesselt und dann mit Filzstiften im Gesicht bemalt worden. Von Vorgesetzten seien diese Prozeduren beobachtet worden. Eingegriffen hätten sie nicht.
Wie doof ist das denn? Was sind denn da für Führungskräfte am Werk? Zahlt ALDI-Süd ihnen so wenig, dass sie sich dafür an Auszubildenden rächen? Und was für verstrahlte Mitarbeiter leiten die offenbar ebenso verstrahlten Führungskräfte denn da? Mit einer fristlosen Kündigung wären sie allesamt noch gut bedient.
Das jahrzehntelang gegoltene Motto der inzwischen verschiedenen ALDI-Gründer, denen zufolge Unsichtbarkeit und Understatement zum Mantra ihrer Unternehmensphilosophie gehörten, bröckelt, bekommt Risse. Mitarbeiter, gar Auszubildende mit Frischhaltefolie - wohl von ALDI - zu fesseln, lässt Rückschlüsse auf die Reife der Misshandler zu, die durchaus nicht geeignet sein dürften, im Einzelhandel tätig zu sein.
ALDI-Süd gibt sich "entsetzt" über das Bondage, aber keine Auskunft, wie es mit den Beteiligten und Verantwortlichen zu verfahren gedenkt. Doch das Vorkommnis an sich muss sich vor allem ALDI-Süd anlasten lassen. Das vornehme wie beliebige, auf Internationalität ausgerichtete Karriere- und Recruiting-Pogramm der Discounters passt so gar nicht zu dem, was in Mahlberg geschah. Assessment? Blödsinn.
© Jochen Henke
© GeoWis (2013-09-21)