Aufschwung ohne Ende
Auch im ersten Quartal 2007 ist Chinas Wirtschaftsleistung weiter gewachsen. An der Shanghaier Börse gab es heute allerdings einen empfindlichen Kursrutsch
Von Wang Wei (2007-04-19)
Im vergangenen Jahr betrug das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 10,7 Prozent gegenüber 2005. Nun wuchs das BIP im ersten Quartal 2007 um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und liegt damit bei 11,1 Prozent, wie Li Xiaochao, Sprecher des Nationalen Statistikbüros, heute in Beijing der Öffentlichkeit mitteile.
Sektor | BIP¹ in | BIP¹ in | Wachstum |
| Mrd. Yuan | Mrd. USD | in %² |
primär | 363 | 47,08 | 4,4 |
sekundär | 2560 | 332,03 | 13,2 |
tertiär | 2110 | 273,67 | 9,9 |
Gesamt | 5033 | 652,87 | 9,2 |
Quelle: Xinhua | | | |
Tab.: GeoWis | | | |
¹Jan-Mar 07 | ²bereinigt | | |
Li warnte vor dem Risiko einer Überhitzung durch das rasante Wachstum, so die Nachrichtenagentur Xinhua, zumal der Konsumenten-Preis-Index (CPI) um 1,5 Prozent auf nunmehr 2,7 Prozent angestiegen sei und zu steigender Inflation führe. Allerdings sagte Li Xinhua zufolge auch, daβ der BIP-Wachstumsindikator nicht ausreiche, eine Überhitzung zu begründen.
Vor allem im sekundären Sektor - Bergbau, Bauwesen, Industrieproduktion - und im Tertiären Sektor - Transportwesen, Telekommunikation, Tourismus, Finanzwesen - legte das Land zu.
Dagegen macht sich der Primärsektor, wesentlich die landwirtschaftliche Produktion immer noch bescheiden aus, obwohl hier noch knapp zwei Drittel der Bevölkerung tätig sind, bescheiden aus.
Weitere Daten, die Li heute verkündete, weisen ebenfalls auf ungebremstes Wachstum hin. So verdoppelte sich im 1. Quartal der Auβenhandelsüberschuβ auf 46,4 Milliarden US-Dollar, bei einem Handelsvolumen von knapp 458 Milliarden Dollar. Auch die Direktinvestitionen mit bald 16 Milliarden Dollar stiegen um 11,6 Prozent.
Chinesen planen langfristig. Wie sehr, das zeigen auch die Auslandsguthaben des Landes, die in den vergangenen Jahren stetig gestiegen sind und auch von Januar bis März 2007 zunahmen. Ende März betrugen sie laut Xinhua 1,2 Billionen Dollar. Allein im 1. Quartal dieses Jahres kamen seit Ende 2006 knapp 136 Milliarden hinzu.
China hat inzwischen Geld wie Heu, scheut sich aber offenbar, davon richtig etwas in die Hand zu nehmen, um die Binnenentwicklung insbesondere in den vernachlässigten Provinzen schneller voranzutreiben als es dazu in der Lage wäre. So erscheinen die schieren Zahlen nicht durchgehend schmeichelhaft, wird doch enorm viel Geld im Ausland angelegt.
Justament zu Lis Pressekonferenz in Beijing erlebte die Shanghaier Börse einen weiteren schwarzen Tag. Zwischen zeitlich waren heute die Indizes um bis zu fünf Prozent im Keller. Li relativierte dies. Wie Xinhua vermeldet, gebe es Li zufolge stets "Ups and Downs". Dieser Einschätzung kann jeder folgen. Doch ob Derartiges der "Charm des Börsenhandels" sei, wie er sagte, darf bezweifelt werden.
Spekulatives Geld wurde nicht so massig in Depots geleitet, wie die Bank of China prognostiert hatte. Zudem verhielt sich die BoC zögerlich, die Zinsen zu erhöhen. Shanghai schloβ heute bei minus 2,39 Prozent. Doch dieser vergleichsweise moderate Knick wird das ungebremste Wachstum der chinesischen Wirtschaft nicht aufhalten.
© Wang Wei
© GeoWis (2007-04-19; 18:48:08)
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